77. Bregenzer Festspiele 2023: „ERNANI“ Premiere der Hausoper am 19.07.2023 – eine Rarität


Am 19.07.2023 begannen die Bregenzer Festspiele 2023 mit der Aufführung von Giuseppe Verdis Oper „Ernani“, der diesjährigen Hausoper im Festspielhaus. Die Oper in vier Akten stammt aus dem Jahr 1844 und wurde vom damals 31-jährigen Verdi komponiert. Das Libretto von Francesco Maria Piave wurde verfasst nach dem Drama „Hernani ou l’Honneur castillan“ von Victor Hugo (1830). Die umjubelte Uraufführung fand am 9. März 1844 im Teatro la Fenice in Venedig statt. Gesungen wird in italienischer Sprache mit deutschen Übertiteln. Auch der österreichische Bundespräsident Alexander Van der Bellen, der am Morgen des 19.07.2023 die Bregenzer Festspiele 2023 eröffnet hatte, besuchte die Ernani-Premiere, bei der es schon gleich nach der ersten Szene Jubelrufe und begeisterten Applaus gab. Die Bregenzer Festspiele bieten neben dem „Spiel auf dem See“ (2022/2023: Puccinis „Madame Butterfly“) auf der weltgrößten Seebühne jedes Jahr auch eine Opern-Rarität im Festspielhaus. Der „Ernani“-Premiere am 19.07.2023 folgen nur noch zwei Vorstellungen, am 23.07.2023 um 11.00 Uhr und am 31.07.2023 um 19.30 Uhr.

Die fiktive Handlung spielt 1519 in Aragonien und in Aachen. In Spanien, in den Bergen von Aragonien hat Ernani sich versteckt und lebt dort als Rebellenführer mit Banditen, da er gegen den spanischen König Carlo aufbegehrte, der Ernanis Vater ermorden ließ und sinnt daher auf Rache an König Carlo. Ernani liebt Elvira, die wiederum auch ihn liebt, doch die junge Frau lebt bei ihrem Onkel Silva, der Elvira heiraten will. Ernani plant Elvira zu befreien. Auch der spanische König Carlo, der der spätere Karl V. sein sollte, will Elvira heiraten. Als alle im Hause Silvas aufeinander treffen, verhindert Silva, dass König Carlo Rache an Ernani nimmt, da eint der Wunsch nach Rache Ernani und Silva. Als König Carlo Elvira als Geisel mitgenommen hat, will Ernani sich gemeinsam mit Silva am König rächen und Elvira befreien. Ernani bietet Silva einen Pakt an: Ernani übergibt an Silva sein Jagdhorn als Pfand und schwört ihm den Eid, er werde sich töten, sobald er den Klang dieses Jagdhorns höre. Später, in der Gruft des Aachener Doms, während König Carlo zum Kaiser gewählt werden soll, droht er den beiden anwesenden Verschwörern Ernani und Silva harte Strafen an. Elvira gelingt es, bei König Carlo die Begnadigung für Ernani zu erwirken. Zudem wird Elvira Ernani versprochen. König Carlo lässt Milde walten. Er kann auch anders. Silva gibt nicht auf. Er hat kein Erbarmen. Als Ernani und Elvira vermählt werden, nähert sich Silva den beiden und lässt das Jagdhorn ertönen. Unbarmherzig verweist er auf den Vollzug der Rache „im Namen der Ehre“. Auch Elvira vermag Silva nicht umzustimmen. Unerbittlich besteht Silva darauf, dass Ernani sich töten soll. Ernani ersticht sich und Elvira sinkt leblos zu Boden.

Ernani: Saimir Pirgu
Don Carlo: Franco Vassallo
Don Ruy Gomez de Silva: Goran Jurić
Elvira: Guanqun Yu
Giovanna: Aytaj Shikhalizada
Don Riccardo: Omer Kobiljak
Jago: Stanislav Vorobyov
Musikalische Leitung: Enrique Mazzola
Inszenierung: Lotte de Beer
Bühne und Kostüme: Christof Hetzer
Licht: Alex Brok
Choreographie: Ran Arthur Braun
Chorleitung: Lukáš Vasilek
Dramaturgie: Peter te Nuyl
Stunt-Factory
Prager Philharmonischer Chor
Bühnenmusik: Wiener Symphoniker in Kooperation mit der Stella Vorarlberg Privathochschule für Musik

Herrlich intensiver Gesang, Stimmen, die außergewöhnlich gut zueinander passen und auch ihre Rollen aufs Beste ausfüllen, die packende Musik Verdis, in die ihre gegensätzlichen Gefühlszustände übertragen werden, dazu die Akkuratesse und das akzentuierte Spiel der Wiener Symphoniker lassen die Zuhörer im Klang schwelgen. Es sind energisch gesungene Chorklänge und wunderschöne, ergreifende Arien, anrührende Duette, bis hin zum wunderbaren Terzett, bei dem Ernani stirbt.

Der Regisseurin Lotte de Beer, Intendantin der Wiener Volksoper, gelingt es, die wichtigen Momente im Leben der Figuren so auf die Bühne zu bringen, dass sie uns erreichen und, ob diese Figuren jetzt Sympathieträger sind oder nicht, die Darsteller mit ihrer Darbietung begeistern. Lotte de Beer sagt dazu: „Wir holen das Stück nicht ins Jetzt, aber wir zeigen schon, dass viele Ansichten damals seltsam waren. Grundsätzlich zeigen wir die Figuren aber so, wie Verdi sie geschaffen hat. Es ist eine Geschichte von unvollkommenen Menschen, die sich selbst beim Erreichen des Glücks immer wieder im Weg stehen. Ich denke es ist eine Geschichte, wie wir sie im echten Leben jeden Tag erleben. Man ist sich die ganze Geschichte über nicht sicher, ob es sich um eine Komödie oder eine Tragödie handelt. Genau so sehe ich das Leben.“

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Die Intendantin der Bregenzer Festspiele, Elisabeth Sobotka, freut sich nach der Premiere mit den Sängerinnen und Sängern sowie dem Kreativteam über die überragende Darbietung.
(Foto: Diana Rasch)

DRF2Saimir Pirgu, der Ernani verkörperte
Foto: Diana Rasch)

DRF3Das Publikum auf dem Weg ins Festspielhaus
(Foto: Diana Rasch)

DRF4Szene aus Ernani  
(Copyright Foto: Bregenzer Festspiele/Karl Forster)

Text und Foto: Diana Rasch