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77. Bregenzer Festspiele 2023: Premiere von „Madame Butterfly“ am 20.07.2023 mit Bravo-Rufen und viel Jubel gefeiert

 

Das diesjährige „Spiel auf dem See“ der Bregenzer Festspiele begann am 20.07.2023 mit der Premiere von Giacomo Puccinis Oper „Madame Butterfly“ und das von den hervorragenden Leistungen in den Bann gezogene Publikum gab für die großartige Darbietung lang anhaltenden, begeisterten Applaus, begleitet von Jubel und Bravo-Rufen.

Es waren ganz herausragende Leistungen der Sängerinnen und Sänger verbunden mit einem sehr eindrucksvollen Schauspiel, das die Zuschauerinnen und Zuschauer ganz intensiv an diesem großartigen Opernerlebnis am Premierenabend teilhaben ließ. Stimmlich und spielerisch unglaublich überzeugend war Barno Ismatulleava als „Madame Butterfly“, die die Rolle perfekt verinnerlicht hat und ihren Part in jeder Hinsicht auf allerhöchstem Niveau meisterte. In den weiteren Rollen überzeugten als Dienerin „Suzuki“ Annalisa Stroppa und als „B.F. Pinkerton“ Otar Jorjikia, als „Kate Pinkerton“ Hamida Kristoffersen, „Sharpless“ Brett Polagato, „Goro“ Taylan Reinhard, „ Der Fürst Yamadori“ Omer Kobiljak, „Onkel Bonzo“ Stanislav Vorobyov, „Der kaiserliche Kommissar“ Matthias Hoffmann, „Dolore, das Kind“ Riku Seewald. Musikalisch aufs Beste begleitet wurden sie von den Wiener Symphonikern unter Leitung des Dirigenten Enrique Mazzola.

Die Inszenierung dieser beeindruckenden, emotionalen und dramatischen Oper stammt von Andreas Homoki, Intendant des Opernhauses Zürich. Das Bühnenbild, ein auf dem Wasser treibendes Stück feines Papier, gestaltete Michael Levine und es schon sehr erstaunlich, dass es gelingen kann, 300 Tonnen wiegendem „Baumaterial“ diese papiererne Leichtigkeit zu verleihen. Da es auf der Seebühne keinen klassischen „Kulissenwechsel“ und keinen Vorhang gibt, ist die Lichtgestaltung, für die Franck Evin verantwortlich ist, von herausragender Bedeutung, sie, kombiniert mit der Videokunst Luke Halls, schaffen die atmosphärischen Stimmungen von zauberhaft bis hochdramatisch und unterstreichen damit eindrücklich die Handlung. Die farbenprächtigen Kostüme stammen von Antony McDonald. Lucy Burge erarbeitete eine sehr gelungene Choreographie auf diesem in steilem Winkel aufragendem Blatt Papier, das die sehr besondere Kulisse bildet. Verantwortlich für den Ton sind Alwin Bösch und Clemens Wannemacher. Die Chorleitung liegt bei Lukás Vasilek und Benjamin Lack.

Die Wiener Symphoniker kommen als langjährige Partner der Bregenzer Festspiele als „Orchestra in Residence“ traditionell jeden Sommer nach Vorarlberg und auch der Prager Philharmonischer Chor. Ergänzt vom Bregenzer Festspielchor. Dazu die Tänzerinnen und Tänzer der Bregenzer Festspiele, das Wired Aerial Theatre und die Statisterie der Bregenzer Festspiele.

Puccinis Oper „Madame Butterfly“, eine japanische Tragödie in drei Akten, nach dem Libretto von Luigi Illica und Giuseppe Giacosa nach der gleichnamigen Kurzgeschichte von John Luther Long (1898) und dem darauf basierenden Schauspiel „Madame Butterfly. A Tragedy of Japan“ von David Belasco (1900), wird gesungen in italienischer Sprache mit deutschen Untertiteln.

„Madame Butterfly“ spielt im japanischen Nagasaki und erzählt die Geschichte einer jungen Frau, genannt „Butterfly“, die nach dem Tod ihres Vaters verarmt ist und als Geisha ihr Geld verdient. Sie verliebt sich in den amerikanischen Marineleutnant B. F. Pinkerton. Durch die Heirat mit ihm hofft sie, bald als US-Amerikanerin ein besseres Leben führen zu können. Ihr Onkel Bonzo tritt als Heiratsvermittler auf, aber trotzdem wird sie von ihren Verwandten verstoßen, weil sie dieser Heirat wegen ihren Glauben wechselt. Pinkerton kehrt in seine Heimat USA zurück. Butterfly glaubt fest an seine Rückkehr und wartet auf ihn mit dem gemeinsamen Sohn. Als Pinkerton Jahre später mit seiner amerikanischen Ehefrau in Nagasaki ankommt, und die beiden den Sohn abholen wollen, entschließt sich Butterfly ihnen den Sohn in ihrer Verzweiflung zu übergeben. Für ihr Kind erhofft sie eine bessere Zukunft und beendet ihr Leben.

Als Bühnenbild dient ein überdimensionales zart bemaltes Blatt Papier, das lose auf dem See zu treiben scheint. Es ist 33 Meter breit und 23 Meter hoch. Japanisches Flair wird darauf erzeugt durch feine Landschaftsmalereien. Zudem wird es mit 12 Projektoren bestrahlt, den neuesten und leistungsfähigsten, die es gibt, die zauberhafte Lichtstimmungen erzeugen. Nichts ist so wie es scheint, denn tatsächlich muss das Blatt mit seinen 1340 Quadratmetern Fläche Wind und Wasser stand halten und wiegt daher 300 Tonnen, die man ihm nicht ansieht. Es wurde aus 117 Bauteilen aus Holz und Styropor zusammengesetzt und an der Erstellung des Bühnenbilds waren 33 externe Firmen beteiligt. Tuschezeichnungen und auch ein Schriftzug mit den Worten „Die Liebe stirbt nie“ zieren das Blatt. Die ausgefeilte Bühnengestaltung verwandelt das Blatt Papier atmosphärisch mit, die Stimmungen verändern sich entsprechend der dramatischen Veränderungen in Butterflys Leben.

Die vom Schicksal am stärksten getroffene "Madame Butterfly" trägt das Stück. Von den 120 Minuten Spielzeit ist sie 97 Minuten auf der Bühne präsent, was einer Künstlerin in dieser Situation viel abverlangt. Der usbekischen Sopranistin Barno Ismatullaeva merkt man das überhaupt nicht an, sie überzeugt in allen Lebensituationen, die sie mit ihrer Rolle durchlebt. Sie ist sehr glaubhaft als verarmte Butterfly, die an ihrem Traum von einem besseren Leben und an ihren Hoffnungen festhält, genauso in ihrem Leid und ihrer erstaunlichen Entschlusskraft am Ende der Oper. Mit ihrer äußerst wandlungsfähigen Stimme und ihrem wunderschönen Gesang, in den sie viel Gefühl legt, schafft sie es scheinbar mühelos diese facettenreiche Rolle auszufüllen und erreicht dabei bei ihrer Darbietung in jeder Hinsicht das Maximum. Sehr beeindruckend. Bis in die letzte Zuschauerreihe transportiert sie Madame Butterflys Gefühle und Gedanken und erreicht die Herzen. „Un bel di vedremo“ ist eine der bekanntesten Arien, hier singt sie davon wie eines Tages ihr geliebter Pinkerton wieder vor ihr stehen wird. “B. F. Pinkerton“ wird von Otar Jorjikia auf sympathische Weise gesungen, im Duett mit Butterfly, als sie ihre Liebe besingen, aber auch ganz besonders, als er erkennt, was er ihr angetan hat und sein Handeln bereut. Suzuki ist Butterflys Dienerin und zugleich ihre Freundin, die mit ihr leidet und kaum Möglichkeiten hat ihr zu helfen, verkörpert von einer ebenfalls sehr überzeugenden Annalisa Stroppa. Und auch die weiteren Rollen waren sehr gut besetzt und boten recht beeindruckende Leistungen.

Giacomo Puccinis (1858-1924) Oper „Madame Butterfly“ wurde am 17. Februar 1904 am Teatro alla Scala in Mailand uraufgeführt. Diese erste Fassung der „Madame Butterfly“ war war kein Erfolg, daher hat Puccini diese Oper noch mehrfach abgeändert. Die heute gespielte Version hat sich durchgesetzt und gehört zu den weltweit meistgespielten und beliebtesten Opern.

Seit 1946 finden jährlich in der Vorarlberger Landeshauptstadt Bregenz im Juli und August die Bregenzer Festspiele statt. Am Morgen des Vortages war auch Bundespräsident Alexander Van der Bellen zur feierlichen Eröffnung der diesjährigen Festspielsaison ins Bregenzer Festspielhaus gekommen.

„Madame Butterfly“ wird in der Festspielsaison vom 19.07.2023-22.08.2023 insgesamt 26 mal gespielt.
Die Aufführung dauert ca. zwei Stunden. Es wird ohne Pause gespielt.
Einführungsvorträge und auch Führungen auf der Seebühne können gebucht werden.

Mehr Informationen unter: www.bregenzerfestspiele.com oder Tel. +43 5574 4076

DR001Intendantin Elisabeth Sobotka umgeben von den Sängerinnen und Sänger sowie dem Kreativteam
(Foto: Diana Rasch)

DR002Barno Ismatullaeva, die am Premierenabend die „Madame Butterfly“ sang
(Foto: Diana Rasch)

DR003Ein letztes Handyfoto, bevor die Scheinwerfer angehen und die Vorstellung beginnt
(Foto: Diana Rasch)

bi4Madame Butterfly mit den Geihas
COPYRIGHT FOTO: Bregenzer Festspiele/Anja Köhler

Text und Foto: Diana Rasch