Guitar Summit in Mannheim vom 27. - 29.9.
wolf h. goldschmitt

Guitar Summit in Mannheim vom 27. - 29.9.

In den heiligen Hallen der Rock'n'Roll-Geschichte hat die E-Gitarre einen besonderen Platz. Doch trotz ihres ikonischen Status muss sich das oft totgesagte Instrument ständig weiter entwickeln. Auf der Messe "Guitar Summit" am Wochenende in Mannheim werden wieder über 10 000 Epigonen von Clapton & Co. und 550 Aussteller aus 50 Ländern erwartet, obwohl die goldenen Zeiten der "Stromgitarre" im Mainstream eigentlich vorüber sind. Aber was hält die Zukunft für die Musikbegeisterten und Gitarristen heute bereit?
Selbst wenn sie nicht mehr die Charts dominiert, spielt die Sechssaitige, die am Verstärker hängt, nun in unzähligen Nischen eine wichtige Rolle. Sie bleibt allgegenwärtig in Pop, Folk, Jazz und sogar elektronischen Klängen. Dazu kommt, dass die akustische Gitarre ein Revival erlebt. Mit seiner Westernklampfe schafft es Ed Sheeran in den deutschen Charts immer wieder an die Spitze. Und Country-Pop-Star Taylor Swift wird zum „einflussreichsten Gitarrist der letzten Jahre“ – und hat scharenweise Mädchen animiert, das Instrument zu lernen. Keine Sorge, junge Kerle mischen im Olymp auch noch mit. Künstler wie Aaron Keylock oder Blake Mills liefern noch gewaltige Soli ab. In den Hitparaden dominiert allerdings momentan die Akustikgitarre.
Doch mehr Akustik ist laut Veranstaltungsdirektor Florian Stolpe vom Magazin „Gitarre & Bass“ nicht der einzige Trend. Es gibt smarte Technologie für Instrumente, die die Tradition einer hölzernen Gitarre mit der Vielseitigkeit von Software und digitalen Schnittstellen verbinden. Intelligente Technologie gibt es nicht nur für Telefone und Privathaushalte. Auch die Gitarrenwelt ist vom Aufstieg "intelligenter" Gitarren geprägt. Die Szene ist spannend, denn Hersteller fertigen heute Stücke mit integrierten MIDI-Controllern, Touchscreens und drahtloser Verbindung, sodass Spieler auf Knopfdruck auf ein Universum an Klängen zugreifen können. Das smarte E-Gitarren-Set ist längst mehr als nur eine Neuheit. Es ist eine neue Kraft im Musikschaffen. Diese Produkte können Anfängern helfen, schneller zu lernen, Menschen mit Behinderungen neue Möglichkeiten eröffnen und Profis in die Lage versetzen, variantenreicher aufzutreten. Der 3D-Druck hat in einer Vielzahl von Branchen zu Innovationen geführt, und in der Gitarrenwelt ist das nicht anders. Da die Technologie immer ausgefeilter und kostengünstiger wird, verwenden Gitarrenbauer und Bastler gleichermaßen 3D-Drucker, um Gitarrenkörper, Komponenten und sogar akustische Hohlräume herzustellen.
Im krassen Gegensatz zur High-Tech-Gitarre stehen die traditionellen E-Gitarren-Bauer. Der Karlsruher Uwe Schölch beispielsweise, dessen Instrumente vierstellige Summen kosten, setzt auf die Einmaligkeit seiner Kreationen. Er zählt seit über zwei Jahrzehnten zum Stamm der Aussteller auf dem "Guitar Summit" - wie die Giganten Fender, Gibson oder Yamaha. "Meine Gitarrenmodelle sind absolute Unikate", erzählt im Gespräch mit den BNN. Wegen der Unverwechselbarkeit finden alle ihre Käufer. Und Jens Ritter aus Deidesheim fertigt nur glitzernde Einzelstücke auf Bestellung. Seine Preisklasse liegt allerdings im fünfstelligen Bereich.
Da das Umweltbewusstsein das Verbraucherverhalten zunehmend prägt, setzt die Branche auf Nachhaltigkeit. Diese Form des Gitarrenbaus umfasst mehrere Bereiche, von der Holzbeschaffung bis hin zu den Herstellungsprozessen. Es gibt nun Gitarren aus Altholz, Alternativen zu seltenen Tonhölzern und Innovationen bei biologisch abbaubaren Gitarrensaiten. Für Unternehmen und Akteure gleichermaßen gilt Nachhaltigkeit nicht nur als Schlagwort. Uwe Schölch hat das schon lange erkannt. "Instrumente auf die althergebrachte Art und Weise zu bauen, dabei sorgsam mit Rohstoffen und Ressourcen umzugehen, schafft Produkte die langlebig und zeitlos sind. Das allein ist schon extrem nachhaltig", sagt der Chef von "Tonfuchs". Bei Europas größtem Gipfeltreffen der „Saitenzupfer“ agiert er wie viele der kleinen Aussteller lange schon nachhaltig. Alles, was für den Messestand nach Mannheim gehe, komme auch wieder mit zurück. „Bis auf ein paar Fetzen Klebeband fällt praktisch kein Müll an“, freut er sich.