Mannheimer Sarotti-Mohren stehen auf der Liste der bedrohten Spezies

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Genau 100 Jahre hat er schon überlebt, doch jetzt geht es dem Mohren an den Turban: die Werbefigur der Marke Sarotti steht in Mannheim gerade auf der Liste der bedrohten Spezies. Unter dem Banner der "political correctness" ziehen Menschen gegen den kleinen Burschen mit den Pluderhosen ins Feld. Posts zu dieser geplanten Säuberung überschwemmen momentan die Sozialen Netzwerke. Gleich zwei Leuchtreklamen mit dem schwarzköpfigen Aladin von anno Tobak sind einer Handvoll Eiferern gegen Alltags-Rassismus ein Dorn im Auge. Die wertvollen Schilder prangen übrigens seit fast einem halben Jahrhundert über der Theke des Eventtempels "Capitol".
Gestört hat sich an dem kollonialen Relikt bislang niemand. Eben weil das Bild des Herrn mit den putzigen Schnabelschuhen kein Rassismus sein kann, sagen die Kontrahenten der modernen Bilderstürmer. „Ich dachte Mannheim ist bunt. Gehören die Farbigen da nicht mehr dazu, weil alles weg muss?“, schreibt einer der über 900 Kommentatoren auf der Facebookseite des "Capitols". Ein anderer Mann mit fehlendem Haupthaar fragt sich, ob er jetzt gegen "Meister Proper" wegen Diskriminierung klagen soll. Tenor der allermeisten: Wer keine anderen Sorgen hat, widmet sich halt der Entpigmentierung von Traditionsfiguren wie es die Schokoladenfirma selbst bereits getan hat.
Auch von "Zensur, die man sonst nur aus Diktaturen kennt" sprechen einige angesichts der Forderung des Bündnisses "Mannheim sagt Ja!", das von einem altlinken Straßenkämpfer und Grünen Stadtrat geführt wird. Deren Forum "Monnemer of Coulors" sieht seit kurzem in dem kleinen schwarzgesichtigen Männlein einen Frontalangriff auf Dunkelhäutige und kritisiert das rassistische Bild. Das Zurschaustellen des stereotypen "dienstbaren Negers" erinnere an Sklaverei und Kolonialismus, ärgern sich die Mahner schwarz - oder welches Adjektiv gerade politisch in die Landschaft passt.
Das „Capitol“ will sich diesem Druck von links allerdings nicht wortlos beugen. Den Sarotti-Mohren wird es – zumindest vorerst – nicht so gehen wie „Mohren“-Apotheken oder Traditionsgasthäuser im Land, deren Namen der selbst ernannten Gesinnungspolizei zum Opfer gefallen sind. Geschäftsführer Thorsten Riehle holt vor einer Entscheidung über das Schicksal der schokoladefarbenen Zankäpfel die Debatte aus dem Internet an einen runden Tisch. Sollten die Werbeträger ins Museum verbannt werden, dürfte es bald für das "Mohrenköpfle" eng werden. Dieses Ur-Mannheimer Café liegt nur einen Steinwurf vom "Capitol" entfernt.

Wolf H. Goldschmitt