Vor-Ort-Konzepte gegen „PISA“-Sorgen Weinheimer Kinder- und Jugendbeirat beriet Bildungsthemen – Stadt bereitet sich auf Rechtsanspruch für Grundschulkinder vor

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Weinheim. Der Tag passte wie das ABC zum Alphabet: Am Vorabend hatte die neue PISA-Studie das Land wieder einmal alarmiert. Mitten in der Diskussion über die Ergebnisse befasste sich der Kinder- und Jugendbeirat der Stadt Weinheim am Mittwoch ganz überwiegend mit Bildungsthemen. Im Mittelpunkt standen Berichte über Bildungsprojekte in der Stadt, die im Fachgremium wieder einmal großen Anklang fanden – versehen mit Respekt und Wertschätzung gegenüber den handelnden Personen. Darunter, so wurde es am Ratstisch gesehen, einige Rezepte vom Bildungsstandort Weinheim gegen die PISA-Folgen. Allerdings zog sich auch die Kritik am Land Baden-Württemberg durch die Sitzung wie ein Roter Faden – ebenso der Trend, dass Weinheim als Stadt für das Land in die Bresche springt: zum Wohl der jungen Menschen.
Es wurden aber auch handfeste Beschlussempfehlungen an den Gemeinderat erteilt, der in seiner öffentlichen Sitzung am Mittwoch, 13. Dezember, ab 16 Uhr, endgültig darüber beschließen wird.

Ab 2026 Rechtsanspruch auf Schulbetreuung

Ein wichtiges Thema, das in Weinheim die Schulen und das Amt für Bildung und Sport in den nächsten Jahren sehr beschäftigen wird: Der Rechtsanspruch auf Ganztagsbetreuung für Grundschulkinder ab 2026. Im Kinder- und Jugendbeirat (Kijubei) berichtete das Bildungsamt über den aktuellen Stand. Man ist auf dem Weg weiter als etliche andere Kommunen, wie im Beirat bescheinigt wurde,
Denn die Stadt Weinheim bietet an ihren Halbtags- und Ganztags-Grundschulen ergänzend zum Unterricht bereits heute eine „Grundschulbetreuung“ an. Dies gilt auch für die Ferienbetreuung. Grundsätzlich strebt die Stadt weitere Ganztagesschulen mit einem ganzheitlichen pädagogischen Angebot an. Aber die Entscheidungen hierfür müssen von den Schulen selbst getroffen werden.
Daher seien im Hinblick auf den Rechtsanspruch und eine Weiterentwicklung des Angebots einige Punkte zu beachten, betonte Bildungsamtsleiterin Carmen Harmand, unter anderem Qualifizierungsangebote für Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sowie grundsätzlich deren Gewinnung. Vor allem aber: ein höherer Anspruch an das Raumangebot in einigen Grundschulen der Stadt. Für investive Maßnahmen hat das Land 70 Prozent Förderung zugesagt, der Fördertopf sei allerdings gedeckelt, Zuschüsse werden nach dem „Windhundprinzip“ verteilt. Daher bestärkte der Kijubei das Fachamt darin, sich möglichst früh – schon im kommenden Jahr – um eine Förderung zu kümmern. Wie geht es weiter: An einer Regionalkonferenz in Mannheim am 10. Januar wird das Amt für Bildung und Sport vertreten sein. Die Gremien werden über die weitere Entwicklung zum Rechtsanspruch informiert und erhalten zu gegebener Zeit Vorlagen für notwendig werdende Beschlüsse.

Kinder schützen – Kinder stärken

Der Kijubei gab den Bildungsakteuren der Stadt, die von ihren Projekten und Einrichtungen berichteten, kräftigen Rückenwind. Viel Anerkennung erfuhr das Bildungsamt auch für sein großes Engagement im Landesprogramm „Kinder schützen, Kinder stärken“ - aber auch hier zieht sich das Land zurück (zum passenden Film: undefined).
Besonderen Anklang fanden Filmsequenzen mit tiergestützten Projekten in den KiTas.
Weiteres Beispiel: Die Regionale Jugendagentur Job Central strebt den Ausbau ihrer Angebote an, zum Beispiel wenn es um die Unterstützung bei digitalen Bewerbungsprozessen geht sowie der Vermittlung digitaler Kompetenzen, um sich sicher in der digitalen Berufswelt bewegen können. Bei dieser Jugendberufshilfe und in der offenen Beratungsstelle sind derzeit vier Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter bei Job Central beschäftigt. Sie unterstützen insgesamt fast 600 Jugendliche pro Jahr beim Übergang von der Schule in den Beruf, wie Job Central-Geschäftsführer Jürgen Ripplinger berichtete. Um die Finanzierung zukünftig nicht mehr von den jährlichen Anträgen an den Europäischen Sozialfond abhängig zu machen verfolge die Jugendagentur aktuell zwei Ziele. Die Finanzierung der Jugendberufshilfe an allgemeinbildenden Schulen aus Mitteln der Jugendhilfe im Rhein-Neckar-Kreis sowie Gespräche mit dem Kultusministerium, das vorhandene Programm „Jugendberufshelfer“ auf eine Unterstützung der Jugendberufshilfe an allgemeinbildenden Schulen auszuweiten. Ripplinger: „Dabei geht es um die wichtige Signalwirkung, dass sozialpädagogische Fachkräfte vor allem für benachteilige Jugendliche wichtige Partner für einen gelingenden Übergang von der Schule in den Beruf sind.“

Lücke bei „TEMA“ schließen

Beim Projekt TEMA will die Stadt in Partnerschaft mit der Firma Freudenberg, der Freudenberg Stiftung und anderen Stiftungen erneut die Finanzierungslücke schließen, die das Land durch einen Rückzug geschaffen hat. Dies war schon in den Jahren 2022 und 2023 gelungen. Im Projekt TEMA werden seit über 13 Jahren Eltern mit Zuwanderungsgeschichte über das deutsche Bildungssystem informiert, beraten und dazu aktiviert, sich gezielt als wichtige Partner am Berufsorientierungsprozess ihrer Kinder zu beteiligen. Im Jahr 2023 haben bis Ende September 647 Personen die verschiedenen Angebote besucht. Davon wurden 315 Personen vermittelt. Die Stadt hat das Projekt mit
von 48 400 Euro im Haushalt 2024 festgehalten.
Der Beirat empfahl der Gemeinderat außerdem, die Erhöhung des jährlichen Zuschusses an den Stadtjugendring Weinheim e.V. um 10 000 Euro auf 120 000 Euro zur Verwendung in der Kinder- und Jugendarbeit sowie weitere 16 000 Euro für eine Wahlveranstaltung für Jugendliche. Ebenso: eine Angleichung der Finanzierung der Sport-Kita „Purzel“, die von der TSG betrieben wird. Beim Kita-Gebäude wird eine kalkulatorische Miete von der Stadt Weinheim über die Betriebskosten mit 85 Prozent gefördert. Außerdem soll die katholische Kirchengemeinde für die Erneuerung der Außenspielanlage am katholischen Kindergarten St. Maria Sulzbach einen Baukostenzuschuss von bis zu 34 000 Euro erhalten.
Zum Film: „Kinder schützen, Kinder stärken“ in Weinheim undefined