Deutscher Dokumentarfilmpreis 2024 vergeben

In Stuttgart wurde am 21.Juni 2024 der Deutsche Dokumentarfilmpreis 2024 im Rahmen einer festlichen Veranstaltung vergeben. Die Gewinner wurden in fünf Kategorien ausgezeichnet. Durch die Preisverleihung führte Nicole Köster.

Der Gewinner des Hauptpreises des Deutschen Dokumentarfilmpreises 2024 ist „Total Trust“ von der chinesischen Filmemacherin Jialing Zhang über den Gebrauch und Missbrauch von Big Data und KI im öffentlichen und privaten Leben, über Zensur, Selbstzensur und dem Phänomen, dass auch in demokratisch geführten Ländern zunehmend „digitale Überwachungstools“ eingesetzt werden und stellt uns allen die Frage „Was wird aus unserer Freiheit?“. Der Hauptpreis ist mit 20.000 Euro dotiert und wird vom Südwestrundfunk (SWR) und der Medien- und Filmgesellschaft Baden-Württemberg (MFG) gestiftet.

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Diana Rasch

Da die chinesische Filmemacherin Jialing Zhang sich an einem sicheren Ort aufhalten muss, nahmen die Produzenten von Filmtank (1. u. 2. v. r.) stellvertretend für sie den Preis vom Intendanten des Südwestrundfunk (SWR), Kai Gniffke (1. v. l.) und Carl Bergengruen, Geschäftsführer der Medien- und Filmgesellschaft Baden-Württemberg (MFG) (2. v. l.) entgegen.

Der (undotierte) Ehrenpreis für das Lebenswerk ging in diesem Jahr an Ulrike Ottinger. Die 82-jährige Filmemacherin, Künstlerin und Fotografin wurde gewürdigt als eine der bedeutendsten deutschen Filmschaffenden. Die Laudatio hielt die ehemalige Geschäftsführerin der Berlinale, Mariette Rissenbeek. Die aus Konstanz stammende Filmemacherin begann ihr filmisches Wirken Anfang der 1970er Jahre und sie hat 27 Kurz-, Spiel- und Dokumentarfilme geschaffen, bei denen sie selbst drehte. „Ihre Werke schaffen es, dem Publikum die Augen zu öffnen, und widmen sich meist fremden, eher unbekannten Welten und Menschen, deren Rituale und Bräuche, ob vergangen oder gegenwärtig, sie mit einer großen Ruhe und Hingabe einfängt“, heißt es in der Begründung. „Laokoon und Söhne“ zusammen mit Tabea Blumenschein entstand von 1971 bis 73, später „China. Die Künste – Der Alltag“, „Johanna d’Arc of Mongolia“, oder die Dokumentarfilme „Taiga“, „Exil Shanghai“, „ Die koreanische Hochzeitstruhe“ oder „Unter Schnee“. Hierzu sagte SWR-Intendant Kai Gniffke: „Ulrike Ottingers Filme sind wahre Glücksfälle. Sie schaffen es, das Publikum auf besondere Weise zu durchdringen. Ottingers Handschrift und ihr künstlerischer Ausdruck sind unverkennbar, ihre Bildsprache ist ganz besonders feinfühlig. Es ist eine große Freude, unsere facettenreiche Welt durch ihre Filme und damit durch ihre Augen sehen zu können.

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Diana Rasch
Ulrike Ottinger
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Diana Rasch
Ulrike Ottinger mit Laudatorin Mariette Rissenbeek
Als bester Dokumentarfilm aus dem Bereich der Musik wurde „Schleimkeim – Otze und die DDR von unten“ ausgezeichnet. Jan Heck erhielt den mit 5.000 Euro dotierten Musikpreis des SWR.
Es geht um "Otze" Ehrlich, Frontman der DDR-Punkband Schleimkeim, der mit seinen Texten die DDR-Führung provozierte. Er kritisierte Missstände in der Gesellschaft und bezahlte dies mit staatlichen Repressionen und Gefängnis und trotz dem Fall der Mauer letztlich mit seinem Leben.

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Diana Rasch
 Jan Heck

Den Publikumspreis des Deutschen Dokumentarfilmpreises 2024 gewann „Plastic Fantastic“ von Regisseurin Isa Willinger: Plastik, das sich mittlerweile überall findet, im Wasser, im Boden, in der Luft und im menschlichen Körper - und der Umgang damit.

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 Isa Willinger

Der Förderpreis des Hauses des Dokumentarfilms – Europäisches Medienforum Stuttgart e. V. ging an an den Film „Goldhammer“ von André Krummel und Pablo Ben Yakov. Die Dotierung beträgt 3.000 Euro.

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 Pablo Ben Yakov (links) und André Krummel im Gespräch mit Moderatorin Nicole Köster

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 Gruppenbild mit den Gewinnern

Text und Foto: Diana Rasch